Stilelemente – sinnvoll oder überflüssig?

Set von Mikrofonen

In Zeiten von Emojis und Kurztextnachrichten tendieren wir immer mehr dazu, unsere Aussagen durch typografische Elemente zu unterstreichen. Davon sind auch Sie als Autor*in sicherlich nicht ausgenommen. Doch wird der Einsatz von Stilelementen durch übermäßigen Gebrauch bedeutungslos. Gezielt verwendete Auslassungspunkte können suggerierend wirken … Stehen sie jedoch am Ende jedes zweiten Satzes, wirkt es, als wären sich ein Erzähler oder eine Figur ihrer Aussagen nicht sicher. In einem Dialog kann die Kombination aus Frage- und Ausrufezeichen die Betonung eines Satzes unterstreichen. Doch ist es nicht viel spannender, diese mit Worten zu verdeutlichen? In einem Roman kann das Schreiben in Großbuchstaben das Augenmerk der Leserin und des Lesers punktuell auf die WICHTIGKEIT oder den Charakter einer Aussage richten. IN EINEM FORT WIRKEN SIE JEDOCH ALBERN. Und wenn in einer Konversation ständig Ausrufezeichen das Satzende markieren, liegt die Annahme nahe, die handelnden Personen hätten einen leichten Hang zur Aggressivität! Das braucht kein Mensch, geschweige denn ein Roman!

Lassen Sie lieber Worte sprechen. Dem Lesefluss tut es genauso gut wie der Atmosphäre: Stellen Sie sich der Herausforderung und bedienen Sie sich des großen Wortschatzes unserer schönen Sprache. Lassen Sie Ihre Figuren nachdrücklich flüstern, stirnrunzelnd fragen, mit Misstrauen in der Stimme schreien oder auch mal schallend lachen. In den imaginären Ohren der Leser*innen werden die gesprochenen Worte einen individuellen Ton annehmen. Und sollte dann doch einmal etwas ausgelassen oder angedeutet werden … eine Verwunderung zu unterstreichen – wirklich jetzt?! – oder ein besonders lautes Schreien UNERLÄSSLICH sein, fällt es den Lesenden auf. Und sie schmunzeln dabei, halten vor Spannung die Luft an oder erschrecken sich womöglich sogar. Ist die Liebe zur typografischen Lautmalerei so unbändig groß, dass sie in der Lektüre vertieft werden will, empfehlen wir den Griff zu einem der vielen gelungenen Comics oder zu einem Roman von Walter Moers.

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